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15.12.2021 | Klaus Faber AG

Digitale Transformation bei Faber

Digitale Transformation bei Faber

Digitale Transformation bei Faber

Das Thema digitale Transformation stellt Unternehmen und Politik gleichermaßen vor Herausforderungen. Die Corona-Krise zwingt Unternehmen teilweise zur Digitalisierung im Schnelldurchlauf. Gleichzeitig wird der Ruf nach einer konsistenten Digitalpolitik, die die Wirtschaft auf dem Weg zu einer konsequent umgesetzten digitalen Transformation unterstützt, immer lauter.

Wir haben mit Karin Beck, Leitung Softwareentwicklung bei der Klaus Faber AG, über die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Mittelstand und die Bedeutung digitaler Transformation, Prozessoptimierung und E-Commerce im B2B-Bereich gesprochen.

Bei der Klaus Faber AG wurde digitale Transformation bereits vor der Pandemie großgeschrieben. Wie erleben Sie den Prozess und an welchen Innovationen arbeiten Sie gerade?

Wir haben im Bereich der Digitalisierung schon früh eine Vorreiterrolle eingenommen – bereits zu Zeiten von Klaus Faber. Unsere Mitarbeiter verfügen über das nötige digitale Know-how, um den digitalen Transformationsprozess selbst voranzutreiben. Zudem haben wir die IT-Infrastruktur und spezialisierte Kollegen, die es braucht, um die Digitalisierung dauerhaft im Unternehmen zu etablieren.
Unser Produktportfolio wächst stetig, jährlich um mehrere Tausend Artikel. Produkte müssen innerhalb von Stunden auf allen Kanälen vertriebsbereit sein. Dazu sind wir auf vollautomatisierte Abläufe angewiesen und haben viele Projekte zur Prozessoptimierung erfolgreich umgesetzt. 

Bei unseren Kunden hat der Bedarf an digitalen Anbindungen in den letzten Jahren stark zugenommen. Wir platzieren uns hier sehr gut als Lieferant von digitalen Informationen. Dazu zählen auch digitale Apps für unsere Kunden, unser intelligenter Webshop und interaktive Formulare.
Beispielsweise nutzen wir BMEcat um Kunden unser Stammdaten-Portfolio bereitzustellen, was den Einkauf deutlich komfortabler gestaltet. Unsere Kunden schätzen diese Vereinfachung ihrer Geschäftsprozesse sehr und entscheiden sich im Ergebnis für unser Produkt. Aus vertrieblicher Sicht garantieren wir so Wettbewerbsfähigkeit in einem stark umkämpften Marktumfeld.
Dieser Bereich bietet meiner Meinung nach ein großes Potenzial. Deshalb bauen wir ihn immer weiter aus.

Was ist für Sie die größte digitale Innovation der letzten drei Jahre?

Die größte digitale Innovation unseres Unternehmens in den letzten Jahren ist ganz klar der Faber B2B-Webshop, der nicht mehr aus dem Geschäftsalltag wegzudenken ist. Über diesen digitalen Kanal, entwickelt von kreativen und engagierten Mitarbeitern, vermarkten wir unsere Produkte, und das mit wachsendem Erfolg. Allein in diesem Jahr konnten wir den Webshop-Umsatz um 150 % steigern. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man sich die Komplexität einer Bestellung im Hinblick auf Größe, Gewicht und spezielle Anforderungen, wie zum Beispiel Kranentladung, einmal vor Augen führt.
Zusätzlich bietet uns der Shop die Möglichkeit, die Kunden schnell über Produktneuheiten zu informieren. Seit einigen Tagen bieten wir z. B. die Solarpaneele unserer Tochterfirma Faber Infrastructure GmbH an. Das Web ist ein sehr wichtiger Kanal, über den wir Innovationen schnell vermarkten können. Zudem arbeiten wir permanent an der Verbesserung unserer Produktdaten und stellen diese in unserem Shop tagesaktuell zur Verfügung. Die Kunden erwarten heute auf einen Klick hochwertige Produktinformationen –und diese bieten wir ihnen in beispielloser Qualität.
Über eine OCI-Schnittstelle integrieren wir unseren Shop direkt in die Systeme unserer Kunden. Dadurch genügt ein Klick, um im Faber B2B-Webshop einzukaufen. Artikel, die im 
Warenkorb unseres Shops abgelegt werden, können mit Hilfe der OCI-Schnittstelle automatisiert in den eigenen Warenkorb übernommen werden. Hier schätzen unsere Kunden besonders die Zeitersparnis und die Vereinfachung des Bestellprozesses.
Die Digitalisierung hört bei uns nicht mit der Anlieferung unserer Produkte auf. Unsere Kunden können außerdem unsere Kabelrechner-App in den App-Stores herunterladen, ein komfortables Tool zur Berechnung von Kabeln und Leitungen für die Verlegung. Dieses Tool haben wir ebenfalls in den B2B-Shop integriert um den Kunden die Wahl des richtigen Produkts zu erleichtern.
Langfristig ist es unser Ziel, unseren erfolgreichen Webshop zu einem allgemeinen Serviceportal für unsere Kunden auszubauen.
Bereits heute werden im Kundenbereich zahlreiche Services angeboten. Kunden können die Bestellverwaltung und den Dokumentservice nutzen. Seit letzter Woche haben wir eine innovative Software zum Leertrommelmanagement in den Shop integriert.

Wie hat sich die Customer Experience durch das steigende Serviceangebot verändert?

Der Vertrieb der Zukunft muss auf vielfältigen Kanälen erfolgen, das wird von unseren Kunden erwartet und ist nicht mehr aus dem Geschäft wegzudenken. Das zeigt das veränderte Nutzerverhalten im Hinblick auf digitale Services ganz klar. Viele Bestandskunden haben ihr Tagesgeschäft in den Online-Shop verlagert, weil er ihnen mehr Flexibilität bietet, vor allem, was gleichwertige Bestellungen angeht.
Dort werden mittlerweile rund um die Uhr Informationen abgerufen, was sicher auch auf flexiblere Arbeitsmodelle und Homeoffice zurückzuführen ist. Da wir unsere Produkte und Services weltweit anbieten und liefern, sind wir durch den Shop auch unabhängig von der Zeitverschiebung.
Die stetige Verbesserung unseres Serviceangebots trägt stark zur Kundenbindung bei und begeistert auch neue Kunden, die unter anderem über Suchmaschinen auf uns aufmerksam werden. Unsere Kunden können sich an unsere erfahrenen Fachberater wenden oder Bestellungen direkt im Online-Shop tätigen. Dieses hybride Serviceangebot wird sehr gut angenommen.

Welche neuen Projekte sind für 2022 geplant und was erwarten Sie sich davon?

Unser ERP-Projekt ist unser Fokus-Projekt 2022. Früher hatten unsere Mitarbeiter einen digitalen Baukasten zur Verfügung, der sie bei der Arbeit unterstützt hat. Heute gehen wir neue Wege, indem wir die völlige Digitalisierung und Automatisierung unserer Prozesse vorantreiben. 
Prozessschritte sind klar definiert, das gibt mehr Sicherheit im Arbeitsprozess und unsere Mitarbeiter können sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. 
Außerdem ist das Thema eng mit dem Bereich E-Commerce verknüpft. Durch die Modernisierung unseres ERP-Systems erreichen wir die nächste Stufe der Automatisierung. 
Durch eine vollautomatische Anbindung unserer Kunden an unsere Systeme ist die Bestellabwicklung nur noch ein reiner Datenaustausch. Die Prozesse werden somit noch digitaler und transparenter. Unsere Kunden bekommen jederzeit ein Feedback zum Bearbeitungsstand und die Kundenbindung wird gestärkt.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei der Klaus Faber AG?

Nachhaltigkeit hat in unserem Unternehmen ganz klar Priorität. Generell kann man sagen, dass die Digitalisierung von Prozessen immer die Nachhaltigkeit fördert. Ich denke hier unter anderem an die digitale Bereitstellung von Dokumenten oder die Nutzung von Videokonferenzen, die teilweise auch Geschäftsreisen ersetzen. Das spart nicht nur Papier, sondern bietet darüber hinaus einen echten Mehrwert, da Informationen tagesaktuell gehalten werden können und überdies überall abrufbar sind, wie zum Beispiel unsere Datenblätter. Nachhaltig heißt bei Faber, diesen Weg gemeinsam mit allen Mitarbeitern zu gehen. Digitale Innovationen erleichtern die Arbeit und steigern die Produktivität.
Unsere Kabeltrommeln sind zudem wiederverwendbar und wir haben ein eigenes Pfandsystem, um die Rückführung zu garantieren.
Auch mit unseren Produkten steigern wir die Nachhaltigkeit. In unserem stark wachsenden Bereich Telekommunikation fördern wir den Breitbandausbau durch maßgeschneiderte Lösungen. Unsere Tochterfirma „Faber Infrastructure GmbH“ bietet innovative Produkte rund um Energieversorgung und Mobilität.

Wie kann die Politik mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen?

Ich plädiere für die Einführung allgemeingültiger Datenformate, zum Beispiel für den Rechnungsaustausch. Rechtliche Rahmenbedingungen wurden zum Teil bereits geschaffen. Ein Beispiel ist das standardisierte Format XRechnung. Leider hapert es in letzter Konsequenz aber an der Umsetzung. 
In Deutschland interpretieren alle Bundesländer die internationalen Vorgaben unterschiedlich, eine einheitliche Lösung und Dokumentation wäre aber besser. Die Implementierung auf Unternehmensseite ist sonst mit hohem Aufwand verbunden. Häufig sind die öffentlichen Einrichtungen selbst nicht ausreichend darauf vorbereitet, dass wir die gesetzlichen Vorgaben erfüllen.
Gleiches gilt beim Thema Datenschutz. Die Firmen werden in die Pflicht genommen und müssen datenschutzkonforme Lösungen erarbeiten. Für Unternehmen unserer Größe ist das realisierbar, für Kleinunternehmen ohne Datenschutzexperten sind die Hürden deutlich höher.
Die Digitalpolitik kann nur dann erfolgreich sein, wenn Innovationen gefördert werden. Dazu gehören Startups und digitale Ideen, aber auch die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.

Wie stehen Sie zu dem Thema digitale Souveränität im Hinblick auf internationale Anbieter?

Es gibt gute Ansätze auf europäischer Ebene, beispielsweise die neue Cloud GAIA-X. Wenn wir uns moderne Cloud-Systeme ansehen, wird jedoch schnell klar, dass wir in Europa aktuell nicht mithalten können. Der Markt wird dominiert von großen Playern wie Google oder Amazon. Diese Unternehmen haben viel investiert in Performance und Funktionalitäten. 
Die Potentiale sind da, um auch hier besser zu werden und wir würden uns über mehr europäischen Wettbewerb im technischen Bereich freuen.

In Deutschland wird außerdem weniger in digital-orientierte Unternehmen investiert als beispielsweise in den USA. Die Summen, die in Startups wie Facebook investiert wurden, kann man sich hier kaum vorstellen. Es braucht Mut, sich auf Neues einzulassen und über den nationalen Tellerrand zu schauen. Nicht jede Investition ist erfolgreich. Aber nur so können wir die Innovationspotenziale, die wir haben, stärker nutzen.